Onshore Windkraft Standortproblematik
Rolf Hinrichs EEV AG - Onshore Windkraft -Einführung
In Zeiten eines immer
größer werdenden Energiebedarfes und einer immer kleiner werdenden Anzahl
fossiler Quellen zur Deckung dieses Energiebedarfes war es nur logisch, sich
nach alternativen, am besten erneuerbaren, Energiequellen umzusehen. Erneuerbare Energien haben den Vorteil,
dass sie, wie der Name schon impliziert, trotz steter Nutzung, sich selbst
erneuern und damit fast unbegrenzt zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, die tausende
Jahre benötigten, um zu entstehen und dann nutzbar gemacht wurden. Diese
Ressourcen werden in den nächsten Jahrzehnten immer knapper werden.
Rolf Hinrichs / Wir alle wissen, dass fossile Brennstoffe nur noch für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stehen werden. Die Suche und Nutzung anderer Energiequellen ist daher sehr wichtig. Eine von mehreren möglichen Alternativen ist die Onshore Windkraft.
Eine Onshore
Windkraftanlage wird auf dem Land errichtet. Die Errichtung einer Onshore
Windkraftanlage ist von mehreren Faktoren abhängig, jedoch in erster Linie vom
Windertrag und dem damit zusammenhängenden Stromertrag. Erst ein mindestens
ausreichender Stromertrag macht eine Windkraftanlage wirtschaftlich sinnvoll. Deshalb eignet sich auch nicht jeder
Standort zur Errichtung einer solchen Anlage. Demzufolge findet man die größte
Anzahl solcher Windkraftanlagen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein,
vorzugsweise in Küstennähe. Allerdings wird nicht jeder geeignete Standort auch
genehmigt.
Rolf Hinrichs EEV AG - Der richtige Standort
Der perfekte Standort für
eine Onshore Windkraftanlage aus Sicht des Betreibers wäre ein Ort, an
dem stetig Wind in berechenbarer Stärke weht. Unglücklicherweise gibt es einen
solchen Ort nicht. Der Wind und die Windstärke können vom Menschen auch nicht
beeinflusst werden. Also muss bei der Errichtung einer Windkraftanlage ein Ort
gewählt werden, der dem perfekten Standort am nächsten kommt. Diesen findet man
in Deutschland am ehesten in Küstennähe. Das hat zur Folge, dass in den oben
bereits genannten Küstenländern und in Mecklenburg-Vorpommern derzeit etwa ein Drittel
aller in Deutschland errichteten Onshore
Windkraftanlagen zu finden sind.
Windkraftanlagen dürfen
natürlich nicht an jedem beliebigen Standort errichtet werden, sei er auch noch
so gut geeignet. Heute werden Onshore
Windkraftanlagen überwiegend in so genannten Windparks oder Windfarmen errichtet, nur noch selten wird eine
einzelnstehende Anlage genehmigt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Windparks
auf behördlich ausgewiesenen Flächen zu errichten hat den Vorteil, diese
Anlagen auf eben diese Flächen zu konzentrieren. Damit wird so gut wie möglich
der negativen Beeinflussung des
Landschaftsbildes und der Umwelt im Allgemeinen entgegengewirkt und
versucht, die Geräuschimmissionen in
Grenzen zu halten. Zudem wird die Einspeisung der erzeugten Energie in das
Stromnetz vereinfacht.
Rolf Hinrichs EEV AG - Genehmigungsverfahren
Selbst Naturschutzverbände
sehen die Windenergienutzung als effektivste
Art erneuerbarer Energien an. Die Errichtung von Onshore Windkraftanlagen in Windparks hat sowohl Vor- wie auch
Nachteile für die Umwelt. Daher ist die Auswahl und Ausweisung eines solchen
Gebietes von verschiedenen Kriterien abhängig und unterliegt einem strengen Genehmigungsverfahren, an dem
Betreiber und Bürger beteiligt werden müssen. Zudem wird dabei auf die
Einhaltung des Bundesimmissionsschutzgesetzes
geachtet.
Rolf Hinrichs EEV AG - Schallimmission
Bis in die 1990er Jahre
kamen im Windkraftanlagenbau Anlagen mit der so genannten Stall-Technik zum
Einsatz. Dabei konnte der Anstellwinkel der Rotorblätter nicht verstellt
werden. Bei bestimmten Windgeschwindigkeiten kam es zu einem Strömungsabriss an
den Rotorblättern. Das führte zu starken
Rolf Hinrichs EEV AG - Geräuschentwicklungen.
Moderne Windkraftanlagen
kennen dieses Problem nicht mehr. Es werden derzeit nur noch Anlagen mit der
Pitch-Technik errichtet. Diese Technik ermöglicht es, ähnlich wie bei einem
Hubschrauber, den Anstellwinkel der Rotorblätter zu verändern. Damit kann zum
einen der Wirkungsgrad der Anlage, abhängig von der Windgeschwindigkeit,
verbessert werden, zum anderen wird dadurch die Schallimmission verringert, da es zu keinem Strömungsabriss mehr
kommen kann.
Es wird oft behauptet, das
Anlagen für Onshore Windkraft nur
dort errichtet werden dürfen, wo ein bestimmter Abstand zu Wohn- oder
Industriegebieten eingehalten werden kann, um die Beeinträchtigung der Anrainer durch die erwartete Lärmbelästigung
zu verringern.
Dies ist so nicht richtig.
Der Abstand ist vielmehr
abhängig von der Größe der zu errichtenden Anlage und der von ihr zu
erwartenden Schallimmission. Als
Beispiel sei hier angeführt, dass die von einer technischen Anlage verursachte
Schallimmission in Deutschland in reinen Wohngebieten nachts einen
Dauerschalldruckpegel von 35 dB nicht überschreiten darf. Anrainer sollen durch
diese gesetzliche Regelung vor einem zu hohen Lärmpegel geschützt werden.
Rolf Hinrichs EEV AG - Flächenbedarf
Wer schon einmal einen
Windpark besucht und die große Anzahl der dort errichteten Windkraftanlagen
gesehen hat, mag es kaum glauben. Der Flächenbedarf
einer Anlage für Onshore Windkraft ist relativ gering. Heute werden die
meisten Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen errichtet. Bis zu 99 Prozent der für den Windpark
benötigten Fläche kann nach Errichtung
fast uneingeschränkt weiter genutzt werden. Allerdings muss für die Wartung
ein Bereich von etwa 50 mal 50 Metern um die Anlage frei zugänglich bleiben, je
nach Größe der Anlage. Und, wie bereits erwähnt, verlangt das
Bundesimmissionsschutzgesetz zwar keinen bestimmten Meterabstand, jedoch einen
festgelegten Schallabstand zum nächsten bewohnten Gebäude. Dies kann die Ausweisung eines Wohn- oder
Industriegebietes in der Nähe solcher Anlagen erschweren.
Rolf Hinrichs EEV AG - Natur- und Tierschutz
Immer wieder kontrovers diskutiert werden die
Auswirkungen nach Errichtung einer Anlage für Onshore Windkraft oder gar eines
Windparks auf die Natur und die Tierwelt.
Unbestritten ist, dass es
diese Auswirkungen gibt, insbesondere auf Großvogelarten wie Greifvögel,
Störche oder Reiher (Vogelschlag).
Die Auswirkung auf die
Vogelwelt ist in der Tat ein wichtiges
Kriterium bei der Ausweisung von Flächen zur Nutzung der Windenergie. So
wurde beispielsweise ein Windpark an der Deutschen Bucht nicht genehmigt, weil
die Anlage in einer Einflugschneise für Vögel errichtet worden wäre, die sich
regelmäßig dort zur Brut einfinden.
Todesopfer unter
Großvögeln aber lassen sich indes nicht gänzlich verhindern. Im Vergleich zu
anderen Energiequellen steht die Windkraft bei der Auswirkung auf die Vogelwelt
aber sehr gut da. Unabhängig davon, ob es sich dabei nun um erneuerbare
Energien oder fossile Energiequellen handelt. In einer 2013 publizierten Studie
sind Kohlekraftwerke für 5,2 getötete Vögel pro Gigawattstunde verantwortlich,
Windkraftanlagen dagegen nur für 0,27. Um diese Zahl weiter zu verringern, wird
die Wirksamkeit von Warnsignalen
getestet.
Während ein Ultraschall-Warnsignal für Fledermäuse, die ebenfalls
durch Windenergieanlagen gefährdet sind, recht erfolgreich getestet wurde,
führte ein Test mit akustischen Warnsignalen für Vögel zu siebzig Prozent
Fehlalarmen, da das Signal auch bei Insekten ausgelöst wurde.
Beobachtet wurde auch die Abwanderung größerer Tierarten nach
Errichtung einer Windkraftanlage. Die Auswirkungen auf diese Arten, besonders
auf revierbildende, sind aber derzeit noch nicht ausreichend belegt.
Rolf Hinrichs EEV AG - Auswirkungen auf das Landschaftsbild und den
Tourismus
Die Auswirkungen auf das
Landschaftsbild nach Errichtung einer Anlage für Onshore Windkraft unterliegen, wie nicht anders zu erwarten, eher
einer subjektiven Betrachtungsweise.
Gleichwohl ist nachvollziehbar, dass durch Windkraftanlagen das Landschaftsbild
verändert wird. Dies gilt so auch für andere erneuerbare Energien wie zum
Beispiel der Sonnenenergie bei Nutzung in so genannten Solarparks.
Windkraftanlagen in touristisch wichtigen Landschaften dürfen durchaus kritisch betrachtet werden.
Die Errichtung in Sichtweite eines mittelalterlichen Stadtkerns zum Beispiel
mag wirtschaftlich sinnvoll sein, kann den Tourismus aber negativ beeinträchtigen.
Andererseits sind auch schon Windparks zu einer touristischen Attraktion
geworden.
Der Ausweisung eines
Standortes für Onshore Windkraft geht, wie bereits erwähnt, ein langwieriges
Genehmigungsverfahren voraus. Nicht selten bilden sich Bürgerinitiativen Pro und Kontra einer Windkraftanlage.
Ebenfalls ist
nachvollziehbar, das die Bewertung derer, die in Sichtweite einer
Windkraftanlage leben, eine ganz andere sein kann als derer, die weit davon
entfernt wohnen.
Es ist dabei
festzustellen, dass generell die Akzeptanz
für Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien stetig steigt. Dabei ist auffällig, dass derjenige, der erneuerbare Energien bereits aus der
eigenen Umgebung kennt, sie überdurchschnittlich gut bewertet. Mehr als die
Hälfte der Gesamtbevölkerung steht Windkraftanlagen positiv gegenüber; bei
denjenigen, die Windkraftanlagen in der Nachbarschaft haben, liegt die
Zustimmung sogar bei über siebzig Prozent.
Eine objektive Einschätzung der Auswirkungen auf das Landschaftsbild ist
aber sicher nicht möglich. Die Betrachtungsweise verändert sich
verständlicherweise, abhängig vom jeweiligen Standpunkt.
Rolf Hinrichs EEV AG - Bleibt zum Abschluss noch
zu erwähnen, dass auch bei der Nutzung der Windenergie die Entwicklung stetig weitergeht. So werden derzeit bereits vertikale Windturbinen getestet, die
gänzlich ohne Rotorblätter auskommen und eine bis zu viermal höhere Ausnutzung
des Windes ermöglichen. Kleinere Ausfertigungen dieser Turbinen sind bereits im
Einsatz, überwiegend im privaten Bereich.